Gute Sache das. Ich sehe eine Gesellschaft, die unter permanent steigendem Druck steht, und die ständig von hunderttausenden guter Ratschläge bombardiert wird(ob tatsächlich gut oder einfach nur irgendwelches selbstbeweihräucherndes Gutmenschengeschwurbel) leider gar nicht in der Lage, tatsächlich etwas an ihrer Umwelt zu verändern. Wer zu Starbucks geht und die definitiv nicht recyclebaren Becher zieht, der nimmt damit an einem Lifestyle teil - einem kleinen Pflaster für seine komplett nicht mehr funktionale Welt. So jemanden wird man nicht mit guten Ratschlägen erreichen. Einfach, weil eine Aufforderung auf Verzicht ihn vor die Wahl stellt, etwas sein zu lassen, was alle anderen Menschen rechts und links von ihm nicht sein werden lassen - sie werden nur noch mehr die Verlierer im System sein, als die sie sich ohnehin schon sehen.
Damit will ich nicht sagen, dass Aufklärungsarbeit verschwendete Liebesmüh' ist - nur dass die Ursachen für einen ignoranten Umgang mit der Umwelt(oder auch allen anderen tragenden Themen) nicht im Unwissen begründet liegen. Der moderne Mensch weiß durchaus, dass sein Plastikkonsum hirnrissig ist, er weiß aber im gleichen Gedankengang, dass seine Müllsortiererei und -ersparnis darin resultieren, dass die Politik die alten Verbrennungsanlagen weiter betreibt, subventioniert und rechtlich abschirmt. Und wenn man fein säuberlich seinen Müll trennt, auf dass er recycled werden könnte, und nur das absolute Mindestmaß als Ozeandekoration verbleibt, er aber dann erfährt, dass der Staat den Müll nach Dubai verkauft, wo er geplündert und ins Meer geworfen wird, oder noch witziger, er vom Staat heimlich zurückgekauft wird, um ihn dann doch in die Verbrennungsanlagen zu stecken, damit diese ausgelastet bleiben - dann entsteht so ein ganz besonderes Gefühl, das man eigentlich nur mit einem Molotowcocktail oder einer Guillotine ausdrücken könnte.
Dieses Gefühl, ohne es genau benennen zu können, trägt den Bürger, der ohne schlechtes Gewissen zu Starbucks & Co. geht und seinen Becher danach schön in den nächsten Fluss wirft. Der Stinkefinger des kleinen Mannes sozusagen. Er weiß nicht warum er sich angepisst fühlt, er weiß auch nicht warum er sich im Recht fühlt, aber er tut es.
Aber keine Partei, nicht die Grünen, nicht die Linken, und schon gar nicht der Rest haben einen echten Willen sich unbeliebt zu machen und das auszusprechen - weil nämlich die Wählerschaft von z.B. den Grünen aus genau den extremen, selbstverliebten Gutmenschen besteht, die sich jeden Morgen im Spiegel einredet, dass sie gute Menschen seien, weil die anderen ja eh viel schlimmer sind. Die Wählerschaft der 'Umweltpartei' dieses Landes besteht zu etwa 70% aus Menschen der höheren Einkommensklassen, mit zwei sehr umweltunfreundlichen Familienwagen und einem eher repräsentativen guten Gewissen um sich zu profilieren. Was sie von ihrer Partei aber sachlich fordern ist das gleiche, wie die Wähler der FDP - Sklavenlohn für Arbeiter, Undurchlässigkeit der Schichten, Stopfen der Reichen, Schröpfen der Armen. Und das liefern die Grünen. Also wohin wenden mit dem politischen Wunsch nach Besserung der Umweltproblematik, nach einer sozialen Stabilisierung der Gesellschaft, um solche Zukunftsvisionen möglich zu machen? Dann müssen all die Menschen, die so zufrieden mit sich sind ja in Frage stellen, wie man diese Ziele erreich könnte, und was man bereit wäre dafür aufzugeben. Z.B. sein Weltbild, in dem der Russe gar nicht der Feind ist, sondern man selbst, der sich als Satellitenstaat Amerikas propagandagetrieben an die Front stellt und Russland zu einem Krieg zwingt - der einzigen Nation, die derzeit wirksam mit Indien und China sprechen kann, die wiederum die größten Umweltverschmutzer der Welt sind, und unseren Müll geradezu lächerlich gering aussehen lassen. Beides liegt in unseren Möglichkeiten und unserem Ansinnen, wird aber ausgeklammert, weil man sich dafür mit der Realität beschäftigen müsste, und nicht dem, was so gesellschaftskompatibel und algemeinverträglich als Realität gereicht wird. Der Stammtisch ist längst unter den Studenten - der 'intellektuellen Elite', wie es so schön heißt - angekommen.
Aber versuche mal, einem klugen, aufgeklärten Menschen begreiflich zu machen, dass all diese komplexen Zusammenhänge ganz genau das tun - zusammenhängend, und untrennbar miteinander verknüpft sind. No way. Vorher ziehen die Menschen in den Krieg und opfern ihr Leben, bevor sie auch nur ein einziges Mal ihr Weltbild in Frage stellen.