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Der Steckbrief, Teil II - editiert und ergänzt
Ralph's Café Coruscant.
Einmal im Monat komme ich hierher, obwohl der Iski-Distrikt ziemlich abgelegen ist. Aber tatsächlich macht gerade das einen Teil des Reizes aus – man hat seine Ruhe und kann den Drink genießen. Und das Essen ist auch nicht schlecht.
Ralph, der Barkeeper und Inhaber, kennt mich und meine Gewohnheiten mittlerweile ziemlich gut. Auch diesmal war mein bevorzugter Platz – in einer Ecke in den Schatten, aber man hat von dort aus die gesamte Bar, den Eingang und den Tresen im Blick - für mich freigehalten worden, und eine große Kanne Manellan Jasper-Tee auf einer Warmhaltevorrichtung stand dort schon bereit.
Ich gieße mir noch eine Tasse ein und lasse den Blick schweifen.
Die Bar ist nicht allzu klein, aber recht übersichtlich. Die Lichter sind gedimmt, was den Gästen einiges an Privatsphäre läßt, und doch sorgt Ralph dafür, daß dies niemals ausgenutzt wird – in welcher Weise auch immer. Er hält seinen Laden rigoros sauber.
Es sind die üblichen Stammgäste hier. Der blonde, menschliche Lockenkopf am Tisch gegenüber hat sich mal wieder in einen archaischen Bücherstapel vergraben, der teilweise aufgeschlagen um sie herum auf dem Tisch liegt und tippt konzentriert auf einem Pad. Der Nebentisch wurde von einem groß gewachsenen, kräftigen Menschen belegt, der sich mit einem Spiel auf seinem Pad beschäftigt. Ein warmes Lächeln steht in seinen Augen und umspielt seine Lippen, vor allem, wenn sein Blick immer wieder zu dem Lockenkopf schweift.
Am Tresen schnarcht ein Zabrak friedlich vor sich hin, den Kopf auf die verschränkten Arme gebettet. Die Rasse ist nur erkennbar, weil die Hörner durch die übergezogene Kapuze drücken, sonst ist von ihm nicht allzuviel zu sehen. Ralphs Freundin und Partnerin, einen guten Kopf kleiner als er und Mirialanerin, steht wie er hinter der Theke und bedient auch. Ich vermute, daß sie es war, die mir den Tee zubereitet hat – denn jetzt sieht sie zu mir hinüber, mit einem Lachen auf dem Gesicht, das den ganzen Raum erhellt und alle ansteckt, die ihrem Blick begegnen.
Und nun wird dies von einer Menschlichen erwidert, die eben hereinkommt und die Theke ansteuert. Beide Frauen begrüßen sich herzlich und sind sofort in ein Gespräch über Kinder im allgemeinen und ihren Unmut, abends schlafen gehen zu wollen, vertieft.
Ein weiterer Mensch, schlank und durchtrainiert, mit dunklen Haaren, einem Schnauzbart und etwas dunklerer Haut, hat wie immer den Eckplatz mir gegenüber in Beschlag genommen; seine dunklen Augen haben den Raum genauso unauffällig, aber wachsam im Blick wie ich. Und weiter hinten ist offensichtlich eine Chiss in ein Magazin oder ein Buch auf ihrem Pad vertieft; unter ihrer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze schimmert es ein wenig blau hervor. Ihr gegenüber, an einem Tisch in einer Nische, von dem aus man den gesamten Raum im Blick hat, sitzen ein schlanker, beinah hagerer Mensch und eine hautfarbene Twi'lek, scheinbar gänzlich in einem Kartenspiel versunken. Sie agieren so natürlich und vertraut miteinander, daß sie eindeutig ein Paar sein müssen – und sie sind so gelassen wachsam, daß man definitiv auch sie nicht unterschätzen sollte...
Einige Tische weiter haben zwei Menschen Platz genommen – der eine, mit Lausbubengesicht und Lachfältchen um die Augen, erzählt eine Geschichte, die beide immer wieder zu Lachsalven hinreißt, untermalt von großzügigen Gesten, der andere, mit kantigem Kinn und einer deutlichen Offiziersaura, lauscht mit sichtlichem Amusement und stellt immer wieder Fragen.
Desweiteren sitzen hier noch eine Sarkhai, ein Boltrunianer, zwei Anzati an ihrem Stammplatz in einer dritten Ecke. Eine Handvoll Twi'lek beiderlei Geschlechts am größten Tisch der Bar. Ein Kurtzen-Paar. Und noch einige andere Menschen und humanoide Rassen, manche davon haben Kapuzen übergezogen, andere präsentieren sich offen, manche sind zum ersten Mal hier, andere kommen regelmäßig. Ralphs Bar ist auch ein Rückzugsort für Leute, die anderswo anecken, aber einfach einmal ungestört eine Auszeit nehmen wollen. Die meisten unterhalten sich ruhig und leise, einige lesen oder arbeiten mit ihren Pads. Ein weiterer Vorteil dieser Bar: die Stille. Im Hintergrund spielt unaufdringliche, leise Musik, der Geräuschpegel insgesamt ist angenehm niedrig.
Und da ist auch wieder dieser eine Stammgast, der sich wie jedes Mal die Wanddekoration gegenüber dem Eingang besieht. Ralph – ein Mensch mittleren Alters, groß und wie ein Krieger gebaut, der seine prachtvolle Mähne im Nacken zu einem Zopf zusammengenommen hat, der ihm lang auf den Rücken herunterreicht - hat sich einen Spaß daraus gemacht, Steckbriefe aus dem ganzen Reich zusammenzutragen und hier aufzuhängen. Nicht, weil er die Suche nach den abgebildeten Wasauchimmer unterstützen und befürworten würde – er ist nicht der Typ dafür, er ist ruhig, freundlich und ausgleichend und strahlt eine große Autorität aus – sondern einfach, weil sie interessant sind. Ungewöhnlich. Weil sie die Phantasie anregen, weil sie einen auf die Geschichte dahinter neugierig machen.
Der eine, bestimmte, der den Stammgast jedesmal am längsten fesselt, zeigt die sogenannte „Schwarze Schwesternschaft“, ein Quartett weiblicher Humanoiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten: eine gerüstete und maskierte Kriegerin (nur der mittlerweile berühmte und inoffizielle Titel des Steckbriefs läßt überhaupt vermuten, daß es eine weibliche Person sein könnte), eine Twi'lek-Offizierin in einer Uniform der imperialen Armee, eine Chiss in einem hautengen Anzug und eine Menschenfrau, die ein alles verhüllendes Cape mit dem königlichen Symbol Naboos trägt. Der Reiz des Bildes liegt in der Unterschiedlichkeit der vier – der Betrachter fragt sich unwillkürlich, was sie wohl zusammengebracht hat und was sie verbrochen haben mögen. Wobei einer der beiden auf dem Steckbrief genannten Namen eine Legende darstellt – die aber Jahrtausende alt ist und die gezeigte Person deshalb ein Nachahmer sein muß. Aber warum wird dann der Name explizit erwähnt, ohne den Hinweis, daß es sich um einen Betrüger handelt? Der Steckbrief stammt aus der Zeit von Palpatines Imperium, und das ist nicht bekannt dafür, derartige Fehler zu machen...
Ich beobachte den Gast jedesmal, wie er in Gedanken versunken das Bild betrachtet, und komme nicht umhin, mich darüber zu amüsieren. Die Fragen, die er sich dabei stellt, sind so deutlich in sein Gesicht geschrieben, daß ich mir nicht einmal die Mühe machen muß, in seine Gedanken einzudringen. Und er wird wohl niemals die Wahrheit hinter dem Bild erfahren, genausowenig wie die allermeisten, die es hier hängen sehen. Die Wahrheit über die geheimnisvollen Wesen auf dem Bild.
Über Darth Revan, den Sithlord, den Bezwinger Mandalores, siegreicher Kriegsherr der mandalorianischen Kriege, den Herrn der Sternenschmiede und Gründer seines eigenen Sith-Imperiums.
Über Tlana Isimi, eine Twi'lek, die sich von ganz unten aus eigener Kraft auf eine Position im Imperium hochgearbeitet hat, die nur sehr, sehr wenige erreichen – und was nur wenige wußten: eine persönliche Assistentin Lord Darth Vaders, und zwar eine seiner höchstgeschätzen Mitarbeiterinnen, was allein die Tatsache beweist, daß sie am Leben ist bzw. es zum Zeitpunkt, als dieses Bild gemacht wurde, noch war. Die Rangabzeichen auf ihrer Brust besagen „Zugführer“, aber das dürfte Tarnung sein – Vader duldete bekanntlich nur die allerbesten in seiner unmittelbaren Umgebung.
Über die Chiss Malicean, deren Namen auf dem Steckbrief nicht erwähnt wird, da er den meisten unbekannt ist – die ihn erfahren haben, lebten meist nicht lange genug, um ihn weiterzugeben. Eine Sith-Lady oder eine dunkle Jedi, so genau weiß man das nicht – aber man sagt, daß auch sie in Diensten Darth Vaders stand... eine Assassine, eine seiner persönlichen Agentinnen. Und doppelt bemerkenswert, da sie ganz offensichtlich machtbegabt war oder ist... eine Schülerin, vielleicht sogar?
Und was mag passiert sein, daß sie und die Twi'lek plötzlich auf diesem Steckbrief auftauchten und vom Imperium gesucht wurden?
Und die königliche Zofe Eirtaé, deren Name ebenfalls nicht erwähnt wird. Sie war in Padmé Amidalas persönlichem Stab und wie alle ihre Zofen im Nahkampf ausgebildet und bestens trainiert. Das bezaubernde, fast scheue Lächeln des Mädchens auf dem Bild täuscht darüber hinweg, daß sich unter dem schweren Samtcape eine exzellente Kämpferin verbirgt – wer sie unterschätzt, begeht einen tödlichen Fehler. Wurde sie gejagt, weil sie zur Königin gehörte? Gerüchte sagen, daß Vader, was Naboo betrifft, einen großen Schmerz hegte und gut verbarg... was auch immer ihn mit diesem Planeten verband.
Ihnen allen – bekannt oder weniger bekannt - werden Kämpfe und Feindseligkeiten zu großen Namen der Geschichte nachgesagt. Zu eben Darth Vader, der alles jagte, was dem Imperium gefährlich werden konnte, der im Auftrag des Kaisers andere Machtbegabte auslöschte und während dessen Zeit als Supreme Commander der Flotte keine Aliens dort geduldet waren. Zu Darth Maul, dem ersten bekannten Schüler von Darth Sidious, dem Kaiser. Denn wann war jemals bekannt, daß mehr als zwei Sith, Meister und Schüler, friedlich nebeneinander agierten? Zu Qui-Gon Jinn, dem großen Jedimeister (manche sagen: dem einzig wahren Jedi), der nach Anweisung des Rates gegen alles „Böse“ und illegale kämpfte, um „Frieden und Ordnung in der Sternenwelt“ aufrechtzuerhalten. Und zu Boba Fett, dem besten aller Kopfgeldjäger, der es sich erlauben konnte, Aufträge, die ihm nicht interessant genug erschienen, schlicht abzulehnen – eine fast ebenso große Legende wie Darth Vader selbst.
Was ist nun die Wahrheit hinter all diesen Geschichten? Nun, die Wahrheit ist: sie sind nicht wahr. Oder nur bedingt, zum Teil – dem öffentlichen Teil.
Aber ich sehe, daß die Bar sich mittlerweile geleert hat. Selbst der Betrachter des Steckbriefes ist gegangen, eben schließt sich die Tür hinter ihm. Nur noch wenige Gäste sind außer mir noch hier – der blonde Lockenkopf, der nun aufsieht und mir ein zauberhaftes, unwiderstehliches Lächeln schenkt – was aber nur ein Hauch dessen ist, was sie nun ihrem Nachbarn zugedenkt, der sein Spiel mitten im Zug unterbricht und auf Standby schaltet. Die Chiss, die nun ebenfalls ihr Pad zur Seite legt und die Kapuze zurückschlägt. Der dunkelhaarige Krieger am Tisch mir gegenüber. Der Zabrak an der Bar, der auf familiär herzliche, sanfte Weise von Ralphs Partnerin geweckt wurde, nun herzhaft und ungeniert gähnt und sich genüßlich streckt – seine Kapuze ist dabei zurückgeglitten und gibt einen Blick auf die schwarzen, bizarren Tattoos in seinem Gesicht und auf dem ganzen Kopf frei. Der Mensch und die Twi'lek in ihrer Nische, die nun ihre Karten zusammenschieben und in einer Schachtel verstauen.
Die Menschenfrau, die an der Theke stand, ist ebenfalls noch hier und läßt lächelnd den Blick schweifen, und auch die beiden Freunde, Lausbub und Offizier, haben ihre lustige Geschichte offensichtlich beendet und scheinen auf etwas zu warten.
Und nun öffnet sich die Tür, und zwei verspätete Gäste treten ein – ein kahlköpfiger, extrem vernarbter Mensch, breitschultrig und muskulös, der vom Hals abwärts komplett in schwarzem Leder steckt, einschließlich seiner Hände – und eine grünhäutige Twi'lek in zeitlos eleganter Kleidung, die den Anwesenden zulächelt, während ihr Begleiter mit einer knappen Handbewegung die Tür hinter sich schließt und verriegelt, was deutlich zu hören ist. Der Barkeeper lächelt zurück und sorgt – ebenfalls mit einer schlichten Geste – dafür, daß die Jalousien sich schließen und die nun anwesende Gruppe, die sich nun an dem größten der Tische zusammenfindet, einschließlich seiner selbst, wirklich ungestört ist.
Wahre Freundschaft ist etwas, das alle Zeiten überdauert... und sie schert sich weder um Rasse noch Gesinnung, um Rang oder Position.
Wahre Freundschaft ist mehr wert als blanke Credits – egal, wie viele es auch sein mögen.
Ralph's Café Coruscant.
Einmal im Monat komme ich hierher, obwohl der Iski-Distrikt ziemlich abgelegen ist. Aber tatsächlich macht gerade das einen Teil des Reizes aus – man hat seine Ruhe und kann den Drink genießen. Und das Essen ist auch nicht schlecht.
Ralph, der Barkeeper und Inhaber, kennt mich und meine Gewohnheiten mittlerweile ziemlich gut. Auch diesmal war mein bevorzugter Platz – in einer Ecke in den Schatten, aber man hat von dort aus die gesamte Bar, den Eingang und den Tresen im Blick - für mich freigehalten worden, und eine große Kanne Manellan Jasper-Tee auf einer Warmhaltevorrichtung stand dort schon bereit.
Ich gieße mir noch eine Tasse ein und lasse den Blick schweifen.
Die Bar ist nicht allzu klein, aber recht übersichtlich. Die Lichter sind gedimmt, was den Gästen einiges an Privatsphäre läßt, und doch sorgt Ralph dafür, daß dies niemals ausgenutzt wird – in welcher Weise auch immer. Er hält seinen Laden rigoros sauber.
Es sind die üblichen Stammgäste hier. Der blonde, menschliche Lockenkopf am Tisch gegenüber hat sich mal wieder in einen archaischen Bücherstapel vergraben, der teilweise aufgeschlagen um sie herum auf dem Tisch liegt und tippt konzentriert auf einem Pad. Der Nebentisch wurde von einem groß gewachsenen, kräftigen Menschen belegt, der sich mit einem Spiel auf seinem Pad beschäftigt. Ein warmes Lächeln steht in seinen Augen und umspielt seine Lippen, vor allem, wenn sein Blick immer wieder zu dem Lockenkopf schweift.
Am Tresen schnarcht ein Zabrak friedlich vor sich hin, den Kopf auf die verschränkten Arme gebettet. Die Rasse ist nur erkennbar, weil die Hörner durch die übergezogene Kapuze drücken, sonst ist von ihm nicht allzuviel zu sehen. Ralphs Freundin und Partnerin, einen guten Kopf kleiner als er und Mirialanerin, steht wie er hinter der Theke und bedient auch. Ich vermute, daß sie es war, die mir den Tee zubereitet hat – denn jetzt sieht sie zu mir hinüber, mit einem Lachen auf dem Gesicht, das den ganzen Raum erhellt und alle ansteckt, die ihrem Blick begegnen.
Und nun wird dies von einer Menschlichen erwidert, die eben hereinkommt und die Theke ansteuert. Beide Frauen begrüßen sich herzlich und sind sofort in ein Gespräch über Kinder im allgemeinen und ihren Unmut, abends schlafen gehen zu wollen, vertieft.
Ein weiterer Mensch, schlank und durchtrainiert, mit dunklen Haaren, einem Schnauzbart und etwas dunklerer Haut, hat wie immer den Eckplatz mir gegenüber in Beschlag genommen; seine dunklen Augen haben den Raum genauso unauffällig, aber wachsam im Blick wie ich. Und weiter hinten ist offensichtlich eine Chiss in ein Magazin oder ein Buch auf ihrem Pad vertieft; unter ihrer tief ins Gesicht gezogenen Kapuze schimmert es ein wenig blau hervor. Ihr gegenüber, an einem Tisch in einer Nische, von dem aus man den gesamten Raum im Blick hat, sitzen ein schlanker, beinah hagerer Mensch und eine hautfarbene Twi'lek, scheinbar gänzlich in einem Kartenspiel versunken. Sie agieren so natürlich und vertraut miteinander, daß sie eindeutig ein Paar sein müssen – und sie sind so gelassen wachsam, daß man definitiv auch sie nicht unterschätzen sollte...
Einige Tische weiter haben zwei Menschen Platz genommen – der eine, mit Lausbubengesicht und Lachfältchen um die Augen, erzählt eine Geschichte, die beide immer wieder zu Lachsalven hinreißt, untermalt von großzügigen Gesten, der andere, mit kantigem Kinn und einer deutlichen Offiziersaura, lauscht mit sichtlichem Amusement und stellt immer wieder Fragen.
Desweiteren sitzen hier noch eine Sarkhai, ein Boltrunianer, zwei Anzati an ihrem Stammplatz in einer dritten Ecke. Eine Handvoll Twi'lek beiderlei Geschlechts am größten Tisch der Bar. Ein Kurtzen-Paar. Und noch einige andere Menschen und humanoide Rassen, manche davon haben Kapuzen übergezogen, andere präsentieren sich offen, manche sind zum ersten Mal hier, andere kommen regelmäßig. Ralphs Bar ist auch ein Rückzugsort für Leute, die anderswo anecken, aber einfach einmal ungestört eine Auszeit nehmen wollen. Die meisten unterhalten sich ruhig und leise, einige lesen oder arbeiten mit ihren Pads. Ein weiterer Vorteil dieser Bar: die Stille. Im Hintergrund spielt unaufdringliche, leise Musik, der Geräuschpegel insgesamt ist angenehm niedrig.
Und da ist auch wieder dieser eine Stammgast, der sich wie jedes Mal die Wanddekoration gegenüber dem Eingang besieht. Ralph – ein Mensch mittleren Alters, groß und wie ein Krieger gebaut, der seine prachtvolle Mähne im Nacken zu einem Zopf zusammengenommen hat, der ihm lang auf den Rücken herunterreicht - hat sich einen Spaß daraus gemacht, Steckbriefe aus dem ganzen Reich zusammenzutragen und hier aufzuhängen. Nicht, weil er die Suche nach den abgebildeten Wasauchimmer unterstützen und befürworten würde – er ist nicht der Typ dafür, er ist ruhig, freundlich und ausgleichend und strahlt eine große Autorität aus – sondern einfach, weil sie interessant sind. Ungewöhnlich. Weil sie die Phantasie anregen, weil sie einen auf die Geschichte dahinter neugierig machen.
Der eine, bestimmte, der den Stammgast jedesmal am längsten fesselt, zeigt die sogenannte „Schwarze Schwesternschaft“, ein Quartett weiblicher Humanoiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten: eine gerüstete und maskierte Kriegerin (nur der mittlerweile berühmte und inoffizielle Titel des Steckbriefs läßt überhaupt vermuten, daß es eine weibliche Person sein könnte), eine Twi'lek-Offizierin in einer Uniform der imperialen Armee, eine Chiss in einem hautengen Anzug und eine Menschenfrau, die ein alles verhüllendes Cape mit dem königlichen Symbol Naboos trägt. Der Reiz des Bildes liegt in der Unterschiedlichkeit der vier – der Betrachter fragt sich unwillkürlich, was sie wohl zusammengebracht hat und was sie verbrochen haben mögen. Wobei einer der beiden auf dem Steckbrief genannten Namen eine Legende darstellt – die aber Jahrtausende alt ist und die gezeigte Person deshalb ein Nachahmer sein muß. Aber warum wird dann der Name explizit erwähnt, ohne den Hinweis, daß es sich um einen Betrüger handelt? Der Steckbrief stammt aus der Zeit von Palpatines Imperium, und das ist nicht bekannt dafür, derartige Fehler zu machen...
Ich beobachte den Gast jedesmal, wie er in Gedanken versunken das Bild betrachtet, und komme nicht umhin, mich darüber zu amüsieren. Die Fragen, die er sich dabei stellt, sind so deutlich in sein Gesicht geschrieben, daß ich mir nicht einmal die Mühe machen muß, in seine Gedanken einzudringen. Und er wird wohl niemals die Wahrheit hinter dem Bild erfahren, genausowenig wie die allermeisten, die es hier hängen sehen. Die Wahrheit über die geheimnisvollen Wesen auf dem Bild.
Über Darth Revan, den Sithlord, den Bezwinger Mandalores, siegreicher Kriegsherr der mandalorianischen Kriege, den Herrn der Sternenschmiede und Gründer seines eigenen Sith-Imperiums.
Über Tlana Isimi, eine Twi'lek, die sich von ganz unten aus eigener Kraft auf eine Position im Imperium hochgearbeitet hat, die nur sehr, sehr wenige erreichen – und was nur wenige wußten: eine persönliche Assistentin Lord Darth Vaders, und zwar eine seiner höchstgeschätzen Mitarbeiterinnen, was allein die Tatsache beweist, daß sie am Leben ist bzw. es zum Zeitpunkt, als dieses Bild gemacht wurde, noch war. Die Rangabzeichen auf ihrer Brust besagen „Zugführer“, aber das dürfte Tarnung sein – Vader duldete bekanntlich nur die allerbesten in seiner unmittelbaren Umgebung.
Über die Chiss Malicean, deren Namen auf dem Steckbrief nicht erwähnt wird, da er den meisten unbekannt ist – die ihn erfahren haben, lebten meist nicht lange genug, um ihn weiterzugeben. Eine Sith-Lady oder eine dunkle Jedi, so genau weiß man das nicht – aber man sagt, daß auch sie in Diensten Darth Vaders stand... eine Assassine, eine seiner persönlichen Agentinnen. Und doppelt bemerkenswert, da sie ganz offensichtlich machtbegabt war oder ist... eine Schülerin, vielleicht sogar?
Und was mag passiert sein, daß sie und die Twi'lek plötzlich auf diesem Steckbrief auftauchten und vom Imperium gesucht wurden?
Und die königliche Zofe Eirtaé, deren Name ebenfalls nicht erwähnt wird. Sie war in Padmé Amidalas persönlichem Stab und wie alle ihre Zofen im Nahkampf ausgebildet und bestens trainiert. Das bezaubernde, fast scheue Lächeln des Mädchens auf dem Bild täuscht darüber hinweg, daß sich unter dem schweren Samtcape eine exzellente Kämpferin verbirgt – wer sie unterschätzt, begeht einen tödlichen Fehler. Wurde sie gejagt, weil sie zur Königin gehörte? Gerüchte sagen, daß Vader, was Naboo betrifft, einen großen Schmerz hegte und gut verbarg... was auch immer ihn mit diesem Planeten verband.
Ihnen allen – bekannt oder weniger bekannt - werden Kämpfe und Feindseligkeiten zu großen Namen der Geschichte nachgesagt. Zu eben Darth Vader, der alles jagte, was dem Imperium gefährlich werden konnte, der im Auftrag des Kaisers andere Machtbegabte auslöschte und während dessen Zeit als Supreme Commander der Flotte keine Aliens dort geduldet waren. Zu Darth Maul, dem ersten bekannten Schüler von Darth Sidious, dem Kaiser. Denn wann war jemals bekannt, daß mehr als zwei Sith, Meister und Schüler, friedlich nebeneinander agierten? Zu Qui-Gon Jinn, dem großen Jedimeister (manche sagen: dem einzig wahren Jedi), der nach Anweisung des Rates gegen alles „Böse“ und illegale kämpfte, um „Frieden und Ordnung in der Sternenwelt“ aufrechtzuerhalten. Und zu Boba Fett, dem besten aller Kopfgeldjäger, der es sich erlauben konnte, Aufträge, die ihm nicht interessant genug erschienen, schlicht abzulehnen – eine fast ebenso große Legende wie Darth Vader selbst.
Was ist nun die Wahrheit hinter all diesen Geschichten? Nun, die Wahrheit ist: sie sind nicht wahr. Oder nur bedingt, zum Teil – dem öffentlichen Teil.
Aber ich sehe, daß die Bar sich mittlerweile geleert hat. Selbst der Betrachter des Steckbriefes ist gegangen, eben schließt sich die Tür hinter ihm. Nur noch wenige Gäste sind außer mir noch hier – der blonde Lockenkopf, der nun aufsieht und mir ein zauberhaftes, unwiderstehliches Lächeln schenkt – was aber nur ein Hauch dessen ist, was sie nun ihrem Nachbarn zugedenkt, der sein Spiel mitten im Zug unterbricht und auf Standby schaltet. Die Chiss, die nun ebenfalls ihr Pad zur Seite legt und die Kapuze zurückschlägt. Der dunkelhaarige Krieger am Tisch mir gegenüber. Der Zabrak an der Bar, der auf familiär herzliche, sanfte Weise von Ralphs Partnerin geweckt wurde, nun herzhaft und ungeniert gähnt und sich genüßlich streckt – seine Kapuze ist dabei zurückgeglitten und gibt einen Blick auf die schwarzen, bizarren Tattoos in seinem Gesicht und auf dem ganzen Kopf frei. Der Mensch und die Twi'lek in ihrer Nische, die nun ihre Karten zusammenschieben und in einer Schachtel verstauen.
Die Menschenfrau, die an der Theke stand, ist ebenfalls noch hier und läßt lächelnd den Blick schweifen, und auch die beiden Freunde, Lausbub und Offizier, haben ihre lustige Geschichte offensichtlich beendet und scheinen auf etwas zu warten.
Und nun öffnet sich die Tür, und zwei verspätete Gäste treten ein – ein kahlköpfiger, extrem vernarbter Mensch, breitschultrig und muskulös, der vom Hals abwärts komplett in schwarzem Leder steckt, einschließlich seiner Hände – und eine grünhäutige Twi'lek in zeitlos eleganter Kleidung, die den Anwesenden zulächelt, während ihr Begleiter mit einer knappen Handbewegung die Tür hinter sich schließt und verriegelt, was deutlich zu hören ist. Der Barkeeper lächelt zurück und sorgt – ebenfalls mit einer schlichten Geste – dafür, daß die Jalousien sich schließen und die nun anwesende Gruppe, die sich nun an dem größten der Tische zusammenfindet, einschließlich seiner selbst, wirklich ungestört ist.
Wahre Freundschaft ist etwas, das alle Zeiten überdauert... und sie schert sich weder um Rasse noch Gesinnung, um Rang oder Position.
Wahre Freundschaft ist mehr wert als blanke Credits – egal, wie viele es auch sein mögen.
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Für Malicean, die das Plotbunny zum einen aus dem Bau gelockt und zum anderen nachher ausgehfein gebürstet hat, und für Ralph, der den Stein ins Rollen gebracht hat!
Maliceans Story: fav.me/d5j2wt5
Ralphs Ursprungsbild: quigonjinncosplay.deviantart.c…
Bookies dritter Teil: fav.me/d5jqckl
Update am 03.09.2014
Maliceans Story: fav.me/d5j2wt5
Ralphs Ursprungsbild: quigonjinncosplay.deviantart.c…
Bookies dritter Teil: fav.me/d5jqckl
Update am 03.09.2014
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Da muss ich wohl auch mal vorbeischauen. Super Geschichte, tolle Atmosphäre.
Der Schlussabschnit finde ich nur schön!
Der Schlussabschnit finde ich nur schön!