Meine Traumreise
Stell' Dir einen Leuchtturm vor,
Mit einem großen, roten Tor,
Mit hellen blauen Segelfenstern
Und weißen, schwebenden Gespenstern.
Der Wind streicht über die Wellen
Und ein unbeschwertes Bellen
Kommt von der Leuchtturminsel her,
Ein kleiner Hund bellt über das Meer.
Der Inselstrand unter den Füßen
Lässt die Sonne wärmstens grüßen.
Das weiche Fell vom schwarzen Hund
Macht jedes Kinderherz gesund.
Auf das alte Boot aus Holz
Ist der Leuchtturmwärter stolz.
Du riechst zwischen den Lakengeistern
Ihn das Mittagessen meistern.
Lass' Dir ruhig noch etwas Zeit,
Alles steh
Zwei Seiten
Im Apfelkern
Ist es versteckt.
Ganz unentdeckt
Leuchtet der Stern
Er geht als letztes unter
Und wenn, auch noch munter.
Da Unwetter
Spült aus die Sorgen,
Wartet auf morgen.
Als letzter Retter.
Aus keinem Albtraum
Wächst ein neuer Apfelbaum.
- Ret Samys
Noch mehr Regen
Wasser wird nach unten fallen,
Der kleine Mensch egal.
Und wird er noch dagegentanzen
Und die Fäuste ballen,
Aufhalten im Ganzen
Gelingt ihm doch kein Mal.
Ist es, weil das Wasser
So verschieden ist?
Werden dann die Leute,
Diese Nässehasser,
Im Flüssigzwist
Nur sich selbst zur Beute?
Jahresreimer - Krawatte binden by RetSamys, literature
Literature
Jahresreimer - Krawatte binden
[German poetry]
Jahresschreiber (24/52): Anleitung
Krawatte binden
Ich hab’ keine Krawatte
Und werd’ auch keine tragen.
Und weil ich keine hatte,
Musst’ ich mich nicht plagen,
Musst’ ich mich nicht winden
Mit dem Krawattebinden.
Wie ist mir die Idee gekommen?
Für diesen Text hab’ ich geknurrt
Und meinen Bademantelgurt
Als Schlipsersatz genommen.
Legt die Binde um den Hals.
Das breite Ende kommt erstmals
Auf das dünne Ende drauf,
Dann legt ihr es einmal nach hinten
Und wickelt’s nochmal auf.
Also habt ihr vornedran
Jetzt zwei Schlaufen umgeschlagen.
Das dicke Ende müsste dann
Von außen betrachtet
Kopüfber hängst Du,
Über der Stadt.
Ein Wind kommt auf,
Ein kleines Blatt
Verfängt sich an Deinem Schuh.
"Blatt, Du komst von unten her,
Siehst, es ist doch nicht so schwer.
Warum nur Du und and're nicht?
Es sind doch keine Wolken in Sicht."
"Ach, sie sehen nicht den Himmel.
Sie bleiben bis zum Schimmel.
Sie woll'n nicht auf mich hören
Und lassen sich nicht stören."
"Ich sehe, dass es ihnen gefällt.
Wir haben unsere weiten Reisen
Und sie ihre unwissenden Weisen.
Sie sind in ihrer eigenen Welt."
- Ret Samys
Duster, duster, dusterig
(Geschichten vom Reisenden)
Protest der Klinke,
Wenn die Hand auch nur sinke,
Nur ein Klirren
Durch des Schlüssels Verwirren
Lässt hoffen:
Die and're Seite unbetroffen?
Das Holz ertönt,
Durch Ruhe verwöhnt.
Der Rahmen knarzt,
Schlecht verarzt.
Die Scharniere
Bräuchten Schmiere,
Sie kreischen
Zum Steinerweichen.
Öffnen mit Schmerz
Sich bis ins Herz.
Breit,
B'reit.
Fremder, tritt ein,
Sei nicht allein.
Trinke, und speise,
Erzähl' von Deiner Reise.
- Ret Samys
[German poetry]Zeitbetrachtungen
Auf einer Kiste sitzt ein Geist,
Durch und durch gebrochen,
Der alles an sich reißt
Was man ihm versprochen:
Alles, was vergessen,
Ungeachtet dessen,
Wessen Licht
Sich in ihm bricht
Gegenüber, auf den Latten,
Regt sich Unbestimmtes fort -
Ein vorgeschickter, großer Schatten
Mit Lust auf Gesterngeistermord.
Und der Mensch, der sitzt dazwischen
Und kann nur im Trüben fischen.
- Ret Samys
Jahresreimer - 24 Weihnachtsreime by RetSamys, literature
Literature
Jahresreimer - 24 Weihnachtsreime
Jahresschreiber (37/52): Adventskalender
Fahrt mit der Maus über ein Türchen, um es zu öffnen.
Fahrt mit der Maus über ein Türchen, um es zu öffnen.
1
Fröhliche Weihnacht tief im All
Leider gibt's im Weltraum keinen Schall.
2
Stille Nacht, heilige Nacht!
Alles schläft, einsam wacht
Nur der eine schlaflose Mann
Weil er einfach nicht einschlafen kann.
Wälzt sich herum in Unruh.
Wälzt sich herum in Unruh!
3
Advent, Advent,
Ein Lichtlein brennt.
Nur eine Kerze und nicht mehr,
Die nächste kommt erst ungefähr
In sieben langen Tagen.
Hör' auf, es falsch aufzusagen.
4
O Du fr
[German poetry]Der mit Dem Namen
Leis' flüsternd durch die Straßen streicht
Ein Name wie manch Feder leicht,
Bei Dem der stärkste Mensch erweicht,
Wenn Jener diesen Mensch erreicht.
Denn Der, Der diesen Namen trägt,
Der jeden großen Feind erschlägt,
Nicht überlegt und nicht erwägt,
Der hat schon viel Verstand zersägt.
Hört man Den Namen nur eimal,
Verstummt alsbald der ganze Saal,
Der Mund schmeckt dann auf einmal schahl
Und das Gesicht ist sofort fahl.
Denn Der, Der kommt und schnappt sich dann
Wer Diesen Namen hören kann.
Egal ob Kind, ob Frau, ob Mann,
Zieht jeden dann in Seinen Ba
Der Schatz
(Geschichten vom Reisenden)
Schwere Pferdehufen.
Ich hör' den Kutscher rufen.
Lange, starke Beine
Zerren an der dürren Leine.
Der Fahrgast hat es nicht mehr weit -
In einer Stunde Ausstiegszeit -
Hält den Schatz in seinem Arm,
Hält ihn sicher, hält ihn warm.
Schon dringt Knirschen an mein Ohr.
Den Rädern steht Schlimmeres bevor.
Der Kutscher sieht das Schlagloch nicht.
Die Kutsche ruckt, die Achse bricht.
Das Gefährt, es kommt zum Stehen,
Hab' zu ihm keinen Schritt zu gehen.
Der Kutscher ist vor Schreck ganz bleich.
Der kommt zu sich, erholt sich gleich.
Der Insasse stolpert
[German poetry]Herbenst
Die Nächte werden dunklet
Bunte Blätter häufeln sich
'S wird schon vorgeschunkelt
Rotgesichte träufelich.
Die Nächte werden dunken
Und Kahlebäum
Wir wären schon ganz trunken
Wenn nicht Kaltwinde säum'n!
Die Nachten dunketer.
'S Menschengraut.
Baumkleid funketer
Igelherbstversaut.
- Ret Samys
Die unbenutzbare Schaukel
An einem Baum
Ein alter Traum:
An langen Seilen
Um zu verweilen
Zum Schaukeln auch ganz nett:
Ein weich's und hölzern's Brett,
Für's Schaukeln doch ganz nett
Ohne Langeweilen
An großen Seilen
Der alte Traum
Am Bonsaibaum
- Ret Samys
[German poetry]Blackbird
Flieg mit gestutzten Flügeln
Ohne Dich auszuruh'n.
Nichts mehr auszubügeln
Und doch noch viel zu tun.
Und wirst Du denn zu Raben,
Dann bringe ich den Regen
Bis die Wolken keine Tränen haben
Um neue Sorgen wegzufegen.
Seh' mit geblend'ten Augen
Und nimm mehr wahr als vorher.
Kannst noch zu allem taugen;
Erhalt' doch keine Lorbeer.
Und wirst Du denn zum Raben,
Dann bringe ich den Regen.
- Ret Samys
[German poetry]Jahresschreiber (11/52): Weltenwochen: Asien
Baba Yaga
Seit Jahrzehnten hab’ ich Ruhe
In meiner Hütte tief im Wald,
Doch da kommen fremde Schuhe
Zum ersten Mal davor zum Halt.
Blicke auf den Fremden schwer,
Eine ganze Weile lang.
“Kamst Du aus eig’nem Willen her?
Oder kamst Du unter Zwang?”
“Mütterchen, Du bist betagt,
Wirst nicht noch viel älter sein.
Der Regen hat mich hergejagt.
Gebe mir Dein Brot, Dein Wein!”
Mein neuer Ochse frisst zwar viel,
Erspart mir aber schwere Last.
Ich mache fern vom Wanderziel
Gern auf seinem Rücken Rast.
Seit Jahrzehnten hab’ ich
Mehr
Eine Brise
An der Wiese
Kommt auf
Und nimmt in Kauf
Zu verwehen,
Zugrundezugehen.
Ein Wind
Nimmt bestimmt
Eine Richtung
Zur Lichtung
Der Wiese,
Wird Riese?
Sturm kommt auf,
Nimmt seinen Lauf.
Will bewegen,
Sich erleben.
Brise, ist Sinn
Des Sturms Gewinn?
- Ret Samys
Der Fluch der Vogelscheuchen by RetSamys, literature
Literature
Der Fluch der Vogelscheuchen
[German poetry]Gruselnachtgeschichten - Der Fluch der Vogelscheuchen
Wenn Menschen Vorurteile hören
Oder sich an Sachen stören,
Kann es sein, dass es geschieht,
Dass man in ander'n Böses sieht.
Bei Hex' Marina war es so:
Menschen dachten, sie wär'n froh,
Wenn die Hexe nicht mehr wär'
Und brannten ihr die Hütte leer.
In der Hütte Hexenkinder
Brannten auch nicht g'rade minder.
In dieser einen grausam Nacht
Wurden Kinder umgebracht.
Doch die Hexe war nicht tot:
Für Krank' und Alte in der Not
Musst' sie Kräuter sammeln gehen,
Nur um das Feuerhaus zu sehen.
Viel Zeit seither vergangen,
Jahre voller
Die Felsen schweigen
In meiner Zeit,
Lange vor Deiner,
Sangen Felsen weit,
Kein Laut war reiner.
Sie sangen im Regen,
Sangen Sonne den Segen,
Hatten bei jedem Schiff
Den richtigen Pfiff,
Jedem Wand'rer ein Summen
Oder ein sanftes Brummen.
Zusammen, gemeinsam,
Sangen sie ein Lied,
Niemals ganz einsam,
Was auch geschieht.
Sie gaben den Frieden,
Sodass wir Streit vermieden.
Blüte erfuhren wir da,
Das war uns noch nicht klar.
Alles, was ihr vermisst
Ist, was ihr verloren wisst.
Menschen, laut geworden,
Haben sie vertrieben,
Seit uns, lauten Lorden,
Haben sie geschwiegen.
Derweil wacht im Berge
Der König der
[German poetry]Unglücksklee
Das bringt mir Glück, das bringt mir Glück,
Das denkt er sich beim Kleeblattfund,
Sieht nicht: ist der letzte Schund
Geht zum Automobil zurück.
Er fährt die Strecke Stück für Stück,
Die Reifen schlingern hin und her,
Der Wagen kommt nah an die Klippe.
Der Fahrer beißt sich auf die Lippe
Und das Auto will nicht mehr.
Komm, noch ein Stück, ich hab' doch Glück!
Er kommt nicht vor, kommt nicht zurück...
Da kippt das Auto über'n Rand,
Das Kleeblatt hält er in der Hand.
Es bringt mir Glück, es bringt mir Glück...
- Ret Samys
Letzte Gelegenheit
Der Zug fährt ab,
Die Zeit wird knapp,
Wir müssen los, auf Wiederseh'n,
Die Menge bleibt hier niemals steh'n.
Sie steigen aus, sie steigen ein,
Alle zusammen für sich allein.
Doch ein steigen sie alle mal.
Alle plagt die Abschiedsqual.
"Wir seh'n uns wieder, irgendwann."
"Ich besuche, sooft ich kann."
Einer dreht sich um und spricht:
"...
Geh' nicht."
- Ret Samys
Der Schlafkönig
-1-
Der Himmel ist grau,
Jeder weiß genau,
Dass es bald regnet.
Doch im jener Nacht
Ist das Werk vollbracht:
Das Kind ist der Welt begegnet.
-2-
Das Schloss schweigt stille,
Des Schlafkönigs Wille
Hält alle in Schach.
Die Königin schreit,
Der Welt schon zu weit.
Nein, sie wird nie wieder wach.
-3-
Nur ich schlafe nicht
Und erstatte Bericht.
Ich kann nie Schlafen.
Das Volk erleidet die Müdigkeit,
Der König vertreibt sich die Zeit.
Tyrannen, wie ihn, muss man bestrafen.
-4-
Das red' ich mir ein,
Doch wie kann es sein,
Dass Töten was Bess'res ist?
Das Kind b